In der Monatszeitschrift AA-DACH der deutschsprachigen Anonymen Alkoholiker werden Erfahrungen der jeweiligen Verfasser/Innen mit dem AA-Programm (Schritte, Traditionen, Meetings-Begegnungen, Sponsorschaft etc.) veröffentlicht.
Sie stellen keine Stellungnahme der Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker dar und können nicht auf AA als Ganzes bezogen werden.

Februar 2025

Monatsthema: Es gibt eine Lösung

Leseprobe:

Finanzielle Wiedergutmachung mit positiven Folgen

Wie war das bei mir? Wem habe ich geschadet? Gar nicht so einfach zu beantworten. Ich habe zum Beispiel früher im Altenheim gearbeitet und mich gerne bedient bei einem dementen Heimbewohner. Er hatte viele kleine Rotweinfläschchen und Piccolo Sektflaschen im Zimmer rumstehen. Merkt ja keiner, dass da mal eine fehlt. Als es dann an die Wiedergutmachung ging, wusste ich, dass ich mich bei ihm nicht entschuldigen kann wegen der Demenz, also fasste ich mir eines Tages ein Herz und sagte seinem Sohn, dass ich gerne mal mit ihm sprechen möchte. Ich erzählte ihm alles. Erstaunlicherweise entwickelte sich daraus eine wunderbare Geschichte, denn er war selbst trockener Alkoholiker, ging allerdings nicht zu AA, sondern in eine christliche Gemeinschaft. Er war sehr erfreut über unser AA-Programm. Immer wieder nutzten wir die Gelegenheit, zum Beispiel beim Pflegen des Vaters, über Alkoholismus zu sprechen.

Ich hatte selber etwas von der Wiedergutmachung

Die zweite Geschichte im Heim ist folgende: Im Sommer musste immer ein Wohnbereich die Sonnenschirme im Garten windfest schließen. Ich erklärte mich gerne freiwillig dazu bereit, denn dann konnte ich ja am Speisesaal vorbei an dem großen Kühlschrank. Dort standen oft angebrochene Weinflaschen, besonders an Tagen, an denen eine Vorstandssitzung war. „Der verdirbt doch sonst“, sagte ich mir.

Als es da ans Wiedergutmachen ging, traute ich mich nicht, zum Heimleiter zu gehen. Das hätte mir eventuell selbst geschadet, also versuchte ich es mit freiwilligen unbezahlten Überstunden. Das war nebenbei auch gut für mich, nicht einfach nach Hause zu rennen nach Dienstschluss, sondern mit dem einen oder anderen Heimbewohner noch ein Abendlied oder Gebet zu sprechen.

Aufrunden als Dauerauftrag

Noch eine Sache war das Klauen in Supermärkten. Ich nahm kleine Sachen mit. Blumensamentütchen passten z. B. gut unter die Bierkästen im Einkaufswagen. Ich ließ Filme für meine Rollfilmkamera, die Kodak Gold 200, in der Jackentasche mitgehen. Auch da war die Überlegung: Spreche ich mit dem Pennymarkt oder Edeka? Nein, ich fand eine andere Lösung. Seit 22 Jahre runde ich großzügig den Betrag des Einkaufs auf, ist so eine Art Dauerauftrag.

Andere Wiedergutmachungen, wie bei meinem Mann und meinen Kindern, machte ich mündlich oder auch schriftlich. Ich glaube, bei der ganzen Geschichte ist es wichtig, um Kraft, Führung und Weisheit zu bitten, um das Richtige zu tun.

Wie es sinngemäß auch im Blauen Buch steht.

Brigitte, eine dankbare Alkoholikerin aus Karlsruhe

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