30. Oktober

Leben und leben lassen

Noch nie ist es innerhalb unserer Gemeinschaft wegen unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten zu einer Spaltung gekommen. Auch hat unsere Gemeinschaft noch niemals öffentlich für eine Sache in dieser zerstrittenen Welt Partei ergriffen. Wir sollten uns das aber nicht als Verdienst anrechnen. Man könnte eher sagen, dass uns diese Tugend angeboren ist. ... „Solange wir uns über diese Dinge nicht untereinander streiten, ist es klar, dass wir es nicht öffentlich tun.“

Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen, S. 168/169

Denke ich daran, dass ich ein Recht auf meine eigene Meinung habe, aber dass andere sie nicht teilen müssen? Das ist der Geist von „leben und leben lassen“. Das Gelassenheitsgebet erinnert mich daran, mit Gottes Hilfe „Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann“. Versuche ich immer noch, andere zu ändern? Wenn es heißt, „Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann“, denke ich dann daran, dass meine Ansichten eben meine und deine Meinungen, die deinen sind? Habe ich immer noch Angst, ich selbst zu sein? Wenn es heißt „Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“, denke ich dann daran, dass meine Ansichten aus meiner Erfahrung kommen? Wenn ich eine besserwisserische Haltung einnehme, bin ich dann nicht absichtlich streitsüchtig?

Aus dem Buch „Heute. Gedanken zum Tag“ (Originaltitel: Daily Reflections).
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